feMALE
- Jahr2019
- EntstehungModul «Spot on» | ZHdK
- EndproduktKonzeptschärfung
Für einmal hatten wir die Zeit, ein Projekt aus vergangenen Modulen konzeptuell nochmals zu überdenken. Ausgehend von meinen Taschen, die ich mit Kunstprints versehen hatte, habe ich mich nochmals darin vertieft, wie man künstlerische Motive auf Textilien oder an den Körper bringen kann. Jedoch war mein Anspruch, dass dies über die reine Dekoration hinausgeht und eine Botschaft vermittelt wird.
feMALE
male bodies to wear for women
feMALE ist ein schlichtes Etuikleid für Frauen mit Print einer lebensgrossen, männlichen Aktzeichnung. Durch das Dekor des anderen Geschlechts versucht die Trägerin bewusst, Dinge zu verkörpern, die ihr bisher nicht auf den Leib geschrieben waren. Viele Dinge und Seinsformen haben einen festen, automatisierten Platz in der Welt der zwei Geschlechter. In der Gesellschaft werden Personen automatisch nach dem äusseren Erscheinungsbild und ihres Geschlechts beurteilt. Durch den Mix aus der Verkörperung zweier verschiedener Geschlechtsidentitäten kommen die in der Gesellschaft verankerten Normen in Bewegung. Das Kleid irritiert und provoziert, weil das Gegenüber die widersprüchlich genormten Botschaften von Kleid und Motiv nicht einordnen kann.
Verstärkt wird dieser Effekt durch die Sichtbarmachung eines ungewohnten Bildmotivs. Der nackte Frauenkörper ist in der Gesellschaft beinahe allgegenwärtig, männliche Nacktheit hingegen ist sonst eher verborgen.
Das Etuikleid ist ein stark weiblich konnotiert Kleidungsstück. Der High-Fashion Schnitt zeigt zwar viel Haut und spielt mit den erotischen Reizen, drückt aber durch den hochgeschlossenen Ausschnitt und die knapp bedeckten Schultern eine seriöse Eleganz aus. Dieses idealisierte Frauenbild wird kontrastiert durch einen nicht sexualisierten, männlichen Normalkörper. Durch die Entstehung der Tuschzeichnung im Kunstkontext, nähert sich der feinsinnige Abbildungsstil auf respektvolle Art und Weise den menschlichen Intimitäten. Mit diesem künstlerischen und leicht abstrakten Bildstil auf dem zartrosa-farbenen Stoff, werden geschlechtsspezifische, körperliche Merkmale herausgearbeitet, ohne durch voyeuristische Abbildungen realer Geschlechtsteile die sexuelle Komponente in den Mittelpunkt zu stellen.
Letztendlich ist dieses künstlerischen Werk als Statement gegen die allgemeingültigen Geschlechtsnormen zu verstehen. Spielt es eine Rolle, was für eine Geschlechtsidentität sich unter einer Person verbirgt? Bei feMALE geht es um ein Ausloten von Weiblichkeit und Männlichkeit – um ein Spiel mit Kategorien mit dem Ziel, sie aufzulösen.
